Im Bundeshaus streiten sich links, rechts und Arbeitgeber über massive Subventionen für die Kita-Betreuung. Nun warnen Experten davor, dass frühzeitige familiäre Betreuung schaden kann, wenn die Qualität nicht stimmt. Das Wohl der Kinder steht zu wenig im Fokus.
Es geht um sehr viel Geld: Der Nationalrat will jährlich rund 710 Millionen Franken ausgeben, um Eltern finanziell zu entlasten, die ihre Kinder in Kitas oder ähnlichen Einrichtungen betreuen lassen. Dazu kommen weitere 60 Millionen für die Weiterentwicklung und den Ausbau der Angebote. Da es um derart viel geht, hat die zuständige Kommission des Ständerats das Geschäft diese Woche gestoppt. Sie will alternative Finanzierungsmöglichkeiten prüfen. Die große Frage ist: Wer soll das bezahlen? Der Bund, die Kantone, oder die Arbeitgeber?
Eine Frage, die kaum gestellt wird: Was bringt das Ganze eigentlich den direkt Betroffenen? „Die Sicht der Kinder wird in der Bundespolitik vernachlässigt“, kritisiert Oskar Jenni, Leiter der Abteilung für Entwicklungsneurologie am Kinderspital Zürich. Die Diskussion müsste eigentlich vor allem aus dieser Perspektive geführt werden, denn: „Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung des Kindes.“ Es ist zwar erwiesen, dass eine frühzeitige Förderung in Kitas den Kindern viel bringen kann, vor allem solchen aus benachteiligten Familien.
Aber klar ist auch: Wenn in diesem Alter etwas schief läuft, kann das schwerwiegende Folgen für das Kind haben und somit auch für die Gesellschaft. „Kinder benötigen in der frühen Kindheit verlässliche, vertraute, verfügbare und liebevolle Bezugspersonen“, sagt Jenni. „Wenn diese fehlen, kann sich das auf die Entwicklung der Kinder auswirken und zu Verhaltensstörungen führen.“ Zwar können auch Kita-Betreuer solche stabilen Beziehungen aufbauen, doch ist dies an einigen Orten aufgrund vieler Personalwechsel und großer Gruppen schwierig.